Die Bewohner eines kleinen Dorfes sind ziemlich aschimpiert! Unter ihnen herrscht große Unruhe: Ein Sprachwissenschaftler hat in der Bibliothek das Wort „Aschimpa“ gefunden, aber niemand weiß, was es bedeutet, wann man es benutzt oder wie man es einordnen soll. Im Dorf verbreitet sich schließlich sogar die Neuigkeit, dass einige ominöse Aschimpas gesichtet worden seien – und das wäre wirklich höchst aschimpig. Es herrscht also das absolute Aschimpa! Weil niemand mehr weiter weiß, wird die älteste Bewohnerin nach der Bedeutung von „Aschimpa“ gefragt, aber auch sie ist ratlos. Als der Sprachwissenschaftler eine weitere Entdeckung macht, ist des Rätsels Lösung zum Greifen nah…
Im Buch arbeiten sich die Figuren unter Zuhilfenahme ihres lustig-gefährlichen Halbwissens an der Entschlüsselung des „Aschimpa“ ab, mit dementsprechend vielen Fachtermini hat Catarina Sobral natürlich das Buch und die Diskussionen versehen. Keine der Figuren scheint jedoch wirklich zu wissen, was hinter „Aschimpa“ steckt! Manch bösartiger Leser oder Grammatikverschmäher könnte ja beim Lesen meinen, dieses Buch sei eine „Abrechnung“ mit der schwierigen grammatischen Terminologie (des Deutschen), die in den Augen vieler Leute sowieso niemand braucht, da wir alles, was wir für die alltägliche Verständigung mit unseren Mitmenschen benötigen, scheinbar sowieso intuitiv beherrschen.
Ich sehe dieses Buch als etwas Anderes. Vielmehr führt es seinen Lesern vor Augen, welch schöne, geheimnisvolle, aber teilweise auch ratlos machende Schätze unsere Sprache birgt und wie offen wir zu unserer eigenen Bereicherung für sie sein sollten. Neben dieser Offenheit bedarf es aber auch eines gewissen sprachlichen Feingefühls, um mit anderen überhaupt über Sprache kommunizieren zu können. Beides verbindet das Buch. Dem Leser wird (von beeindruckend poetischen Illustrationen begleitet) anhand eines Fantasiewortes die Schönheit unserer Sprache vor Augen geführt. Das macht Sobral aber nicht, ohne augenzwinkernd jede Menge grammatischer Fachterminologiehülsen einfließen zu lassen. Damit vermittelt das Buch die wundervolle Botschaft: Die Beschäftigung mit Grammatik macht Spaß, auch wenn sich bei ihrer Erforschung nicht immer alle so einig sind und man seine Unsicherheit auch mal ganz gern hinter einer Mauer von weiteren Ausdrücken versteckt. Das wäre auch ein guter Tipp für die Figuren des Buches. Für sie ist schließlich ganz klar: Ein Aschimpa, das ist natürlich ein Perlinzium!
Das Buch ist von mir diesmal eine Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene, die sich bewusst gemeinsam mit kleineren Sprachentdeckern der deutschen Sprache und ihrer Grammatik widmen wollen. Das Buch ist Kleinod (Was für ein Wort!) und Inspiration für Sprachliebhaber, Grammatikfreaks, Klang-der-Worte-Nachspürer oder auch Neu- und Wiederentdecker. Außerdem zeigt es, dass man sich gar nicht früh genug für seine eigene Sprache begeistern kann. Lehrer könnten dieses Buch auch als Aufhänger für ungewöhnlich außergewöhnliche Grammatikstunden verwenden.
Nun, soviel zu diesem grandiosen Buch. Ich werde jetzt einfach mal ein bisschen lesinspieren – und für alle, die es wissen wollen: Ich glaube, dass das ein schwaches (aber durchaus etablierenswertes) Verb ist!
Und was habt ihr heute noch vor?
Catarina Sobral Aschimpa, das geheimnisvolle Wort (aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita), ab 5 Jahren, Knesebeck, erschienen am 20. August 2015, 978-3-86873-797-4
(Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar erhalten)