Was ist eigentlich Arbeit? Kann man Arbeit sehen? Und was für Berufe gibt es überhaupt außer denen, die jedem bekannt sind?
Genau diese und noch unzählige andere Fragen kann Mieke Scheier in ihrem wahren Wissens- und Bilderschatz den Kleinen beantworten.
Es gibt Berufe, bei denen die entsprechende Tätigkeit, der Nutzen oder die Resultate jedem bekannt sind. Jeder weiß genau, was man bei der Müllabfuhr, als Busfahrer*in, Postbote*in oder Möbelpacker*in tut. Diese Berufe sind nur anhand von Bildern dargestellt, da jeder mit ihnen etwas anzufangen weiß.
Mit Anmerkungen sind dann diejenigen Berufe versehen, die man noch nicht kennt oder nicht direkt anhand einer ganz signifikanten Pose oder Situation einem Beruf zuordnen kann. Dazu gibt das Buch dann kurze Hinweise wie „forscht an einem Impfstoff“, „erklärt einer Firma, wie sie sparen kann“ oder „zeichnet einen Trickfilm“. Das ist beim gemeinsamen Betrachten des Buches richtig gut. Man muss sich nicht durch lange und langweilige Texte quälen.
Und dann ist da noch eine Arbeit, die im Hintergrund passiert, häufig aber immer noch nicht als richtige Arbeit eingestuft wird. Man kann sie ebenfalls nicht anhand eines einzigen Bildes beschreiben und die Gestaltung ist deshalb in vielen (hektischen) Situationen abgebildet. Die Kinder bekommen ein Gefühl dafür, was es heißt, auch im Hintergrund zu sein und rund um die Uhr etwas zu tun zu haben. Und sie erkennen sich natürlich in den Kindern wieder, die überall mit dabei sind.


Auch die nicht so schönen Aspekte von Arbeit werden beleuchtet. Arbeit kann einen Menschen ziemlich traurig machen, wenn sie zu anstrengend ist, die Kollegen*innen fies zu einem sind, man plötzlich gefeuert wird oder wenn man einfach schon sein Leben lang von einer ganz anderen Beschäftigung träumt.
Aussparen tut dieses Buch also nichts. Die Darstellung ist ausgewogen und vielseitig und gibt nicht nur den (älteren) Kindern einen Denkanstoß, wie Arbeit in der Zukunft aussehen kann:
Wie haben unsere frühesten Vorfahren gearbeitet?
Was hat das Arbeiten nachhaltig verändert?
Und wie sehen die Maschinen, die in der Industrialisierung das Arbeitsleben komplett auf den Kopf gestellt haben, möglicherweise in der Zukunft aus?
Gibt es da Roboter, die alle Arbeit für uns erledigen und es uns dadurch leichter machen? („Mama, es wäre voll gut, wenn man einen Knopf drücken könnte und dann würden die für uns alles aufräumen!“)
Oder bedrohen uns solche Zukunftsvisionen gar, weil sie uns im schlimmsten Fall überflüssig machen?
Diese Fragen in ihrer Komplexität zu erfassen, kann den Kindern natürlich nicht vollumfassend gelingen, da sie ja auch keine Erfahrungen mit „Arbeit“ haben, es sei denn, man zählt Aufräumen dazu. Aber für einen ersten Eindruck ist das Buch klasse.
Was den Ausdruck „von nichts kommt nichts“ angeht, gibt es in diesem Sachbuch eine schöne Doppelseite, auf der die Produktionskette eines Möbelstücks erklärt wird. Dadurch wird den Kindern richtig gut vor Augen geführt, dass der (in diesem Fall fertige) Tisch nicht schon direkt irgendwo fertig auf uns wartet, sondern dass richtig viele Menschen in den unterschiedlichsten Berufen dafür gearbeitet haben. Für ihre Arbeit bekommen die Menschen einen Lohn, der mal angemessen und leider häufig auch unterirdisch ist. Es ist eben nicht so wie in der kindlichen Vorstellung, dass man sich sein Geld einfach irgendwo „abholen“ kann und dann im besten Falle jede Menge Spielzeug kaufen kann. Hier wartet ein weiterer Aha-Effekt.
Witzig und ein gelungener Abschluss ist, dass auf der letzten Seite noch typische Ausdrücke zum Thema Arbeit zu sehen sind, die mitunter im Bild sogar wörtlich dargestellt werden wie „einen Job an den Nagel hängen“ oder „Ruhestand“.

Ich könnte noch viele weitere Beispiele vorstellen, die das Buch bereit hält, aber wisst ihr was? Schaut doch mal rein! Dieses Buch macht Spaß!
Mieke Scheier Alles Arbeit oder was?! Beltz&Gelberg, ab 5 Jahren, 18. August 2021, 978-3407754998
(Werbung, Rezensionsexemplar)