Einmal Superheld sein – das wünscht sich doch jedes Kind, oder? Wenn man die Kleinsten fragt, was für Superkräfte sie denn haben wollen würden, wenn sie selbst einmal einen Tag lang Superheld wären, dann kommt häufig „fliegen können“, „super stark sein“ oder auch „allen in Not helfen“. Dazu bräuchte man natürlich auch einen Umhang, Schuhe mit integriertem Flugantrieb oder (bei uns gerade äußerst beliebt) eine Laserkanone. Aber gibt es sowas Ähnliches nicht auch im echten Leben?
Eryl Nash und Ana Albero, die das Buch mit richtig guten Illustrationen belebt, stellen uns in ihrem toll gemachten Sachbuch zwölf echte Lebensretter*innen vor. Jeder Person ist eine Doppelseite gewidmet. Links stellt sie sich immer selbst in Form eines Textes und mit typischen Szenen aus ihrem Alltag vor. Links wird den Kindern sehr detailliert gezeigt, welche Ausrüstung die Retter*innen benötigen. Das Ganze ist im Comicstil gehalten. Auf den letzten Seiten des Buches findet man dazu die entsprechenden Fotos der Retter*innen.

Bergretter Fabien aus Chamonix in Frankreich weiß zum Beispiel wie man sich in schwierigen Gefahrensituationen aus einem Hubschrauber abseilt oder Menschen nach einem Lawinenunglück befreit. Mit dabei hat er dann seinen Lawinenhund. Und noch ein weiteres klitzekleines Detail fällt auf seiner Bildseite auf: Fabien hat auch ein kleines „Energie-Gel“ dabei. „Wenn er das trinkt, dann startet er durch und fliiiiiiegt. Cool, oder?“
Außerdem gibt es zum Beispiel noch Feuerwehrfrau Leonie aus Derby in Großbritannien, Rettungssanitäter David-Lawrence aus Genf, Tierärztin Tamika aus New York, Strandwächter Koen aus Nordholland oder Chirurg Ashan aus Islamabad in Pakistan.

Manchmal konnte ich nicht alles ganz genau erklären. Krebsforscherin Jin aus Guangzhou in China benutzt im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten nämlich Schüttelkolben, eine Kolbenhubpipette, eine Zellkulturhaube und einen Blockthermostat. Ich kann mir denken, was sie damit macht, aber es wäre natürlich auch spannend gewesen zu erfahren, wie sie damit arbeitet. Aber ganz vielleicht interessiert das eventuell auch nur mich und würde das Buch sprengen und vor allem das außergewöhnliche Konzept dahinter unterlaufen.
Das Buch ist für Kinder ab fünf Jahren geschrieben und ich betrachte es mit meinem 3 1/2-jährigen Sohn. Da muss ich natürlich stark vereinfachen, aber sein Interesse ist trotz mancher Dinge, die er nicht versteht oder auch noch nicht verstehen soll, ungebrochen. Verstehen wie die Berliner Therapeutin Johanna in ihrer Praxis „nur durch Sprechen“ anderen Menschen helfen kann, kann er zum Beispiel nicht. Das stört ihn aber keineswegs. Er findet es eben einfach langweilig.

Dafür blättert er dann immer schnell zu Andrew aus Alice Springs in Australien weiter. Er ist „Flying Doctor“ und hilft an den entlegensten Orten denjenigen Menschen, die keinen Zugang zu medizinischer Hilfe haben. „Und der ist mit seinem Hubschrauber der Schnellste, Mama. So will ich auch sein.“
Damit zeigt dieses Buch nicht nur den Kindern, dass es unglaublich viele verschiedene Superheld*en*innen unter uns gibt. Und egal wie sie helfen: Sie brauchen dafür keinen Umhang!
(Werbung, Rezensionsexemplar)
Eryl Nash und Ana Albero (Ill.) Lebensretter ab 5 Jahren, Prestel, erschienen am 11. Oktober 2021, 978-3791375045