Problemchen am Pol: „Paule Pinguin allein am Pol“ von Jory John

Pinguin Paule hat mal wieder keinen guten Tag: Ihm ist kalt, er hat Hunger, er möchte seine Ruhe haben und zu guter letzt ärgert er sich gewaltig, dass Pinguine einfach nicht fliegen können. Niemand kann es ihm recht machen und – noch schlimmer! – niemand interessiert sich für sein Gezeter. Da muss das Walross einschreiten…

Jory John erzählt in diesem Buch die Geschichte eines kleinen Dauernörglers, der sich an nichts in seinem Leben erfreuen kann. Auch mit den anderen Pinguinen kommt er nicht zusammen, da sie ihm zu laut sind und ihm alle zu ähnlich sehen. Hach, niemanden kann er mit seinen Wehwehchen und Quengeleien beeindrucken.

Obwohl das Buch äußerst reduziert illustriert ist und eigentlich fast nur Paule vor einem weißen Hintergrund zu sehen ist, gelingt es Lane Smith gut, Paules Genervtsein in einer breiten Palette von witzigen Gesichtsausdrücken abzubilden.

Zwar findet man Paule auf eine schwer zu beschreibende Art schon irgendwie niedlich, andererseits werden die kleinen Leser aber am Ende der Geschichte wahrscheinlich unzufrieden sein. Paule hätte zum Schluss der Gesichte nachsichtiger und fröhlicher reagieren sollen, um Kindern zu zeigen: Jeder jammert und nörgelt manchmal vor sich hin, aber am Ende sind die kleinen Problemchen des Alltags nicht so schwer, dass sie einem dauerhaft die schönen Dinge des Lebens vermiesen können. Diese dem Buch zugrunde liegende Botschaft ist an sich eine wirklich richtig schöne Idee! Es wäre toll gewesen, wenn man das Buch am Ende mit einem Schmunzeln und einem „Na also, Paule ist doch ein liebenswürdiger Kerl, der sich einfach ein bisschen zu ernst nimmt!“ hätte zur Seite legen können.

Leider folgt am Ende des Buches ein langer Ratschlag des großen weisen Walrosses an Paule. Man hat den Eindruck als solle hier noch einmal für Groß und Klein die Botschaft des Buches zusammengefasst werden, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich jeder erfasst hat. Das ist nicht notwendig. Traut den Kindern etwas zu! Sie haben selbst ein feines Gespür dafür, was das Buch ihnen „sagen“ möchte. Und aus diesem Buch können sie ansonsten etwas für sich mitnehmen.

Daher mein Vorschlag: Liebe Erwachsene, überschlagt doch einfach beim Vorlesen den Text des Walrosses und kommt stattdessen mit den Kleinen ins Gespräch über Paule, der ja eigentlich doch gar nicht so unglücklich ist!

Jory John/Lane Smith Paule Pinguin allein am Pol ab 4 Jahren, Carlsen, erschienen am 28. Juli 2017, 978-3-551-51854-5

(Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar erhalten)