Der kleine Frischling Borst aus dem Forst ist nicht wie seine anderen Wildschwein-Geschwister. Er tanzt häufiger mal aus der Reihe und verliert beim Waldspaziergang so manches Mal den Anschluss an seine Familie. Eines Tages stößt er im Wald auf etwas Ungewöhnliches, das er noch nie zuvor im Forst gesehen hat: Es ist eckig und scharf und verströmt einen Hauch von Abenteuer. Es ist ein Schneckenhaus, aus dem ihm eine Stimme zuraunt, dass es unbedingt wieder nach Hause möchte. Dieses Ding ist so anders als Borst, so warm und nicht kalt und so weit statt eng. Für Borst ist ganz klar, dass er die Herkunft dieses Dings unbedingt herausfinden muss. So macht er sich auf den Weg nach „Gegenteil“. Auf seinem Weg erklärt ihm eine Möwe, dass er dazu unbedingt zum Meer gehen muss. Und plötzlich kennt Borst ganz genau sein Ziel: das „Mehr“…
Dieses wunderbare Buch ist ein Buch der Gegensätze, aber ebenso eine Geschichte über Mut und Neugierde. Borst wäre wahrscheinlich ohne das Schneckenhaus nie auf die Idee gekommen, dass es außerhalb des Forstes noch eine andere Welt gibt. Eigentlich hat er ein wenig Angst, dieses „Gegenteil“ zu erkunden und sich alleine auf den Weg zu machen, aber seine Entdeckerlust ist einfach zu groß. Niemand glaubt daran, dass Borst Erfolg haben wird, doch dann bekommt er nach seinem ersten Scheitern den schönsten Rückenwind, den ein Kind nur haben kann: Unterstützung von seiner Mutter, die seine Idee wahrscheinlich zu wagemutig findet, aber dennoch merkt, dass Borst dieses „Gegenteil“ unglaublich wichtig ist. Sie kann ihn durch ihre Hilfe so stärken, dass Borst am Ende auch die im Meer wohnende Robbe Merylin dazu ermutigt, selbst einmal in ihr ganz persönliches „Gegenteil“ zu reisen.
Jeder von uns braucht eben ab und zu ein kleines Schneckenhaus auf seinem Weg und für neue Entdeckungen ist man nie zu alt.
Yvonne Hergane versteht es wie kaum eine Andere, den Text sprachlich zu etwas ganz Besonderem zu machen. Borsts Aufregung und sein unbedingter Wille, über den Tellerrand des Waldes hinauszuschauen, kann eigentlich nur mit „Borst wird es luftig innen drin“ und die neue Entdeckung ist „fremdschön“ beschrieben werden. Am schönsten ist aber, wenn Borst „bachbäuchlings“ ins Wasser „pfalatzzt“. Von „Meer“ und „Mehr“ muss an dieser Stelle gar nicht erst mehr geschrieben werden. Wiebke Rauers Illustrationen untermalen den Weg des Kleinen und vor allem seine Freude an seiner Entdeckung ganz hervorragend. Seine Mimik wechselt so schön von verdutzt zu verschmitzt über ängstlich bis hin zu zufrieden. Kinder werden Borst einfach lieben!
Yvonne Hergane (Bilder von Wiebke Rauers) Borst vom Forst ab 4 Jahren, Magellan, erschienen am 13. Juli 2017, 978-3-7348-2035-9
(Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar erhalten)