Aus tiefstem Herzen: „Der Wunsch“

Fips ist mit seiner Großmutter unterwegs. Sie fragt ihn, was er sich wohl wünschen würde, wenn er sich etwas aussuchen könnte. Wäre das dann ein… Auto? Oder ein …? Oder sogar eine…? Zum Schluss wird deutlich, was Fips’ absoluter Herzenswunsch ist: „Weißt du, was ich mir wünsche? Ich wünsche mir so sehr, eine Reise mit dir zu machen.“

Der Besuch“ mit seinem wunderbaren Farbspiel ist mein Lieblingsbuch von Antje Damm, aber ebenso begeistert mich nun ihre neue Technik: Die Figuren und die Kulisse in diesem Pappbilderbuch sind aus Holz geschnitzt und mit knalligen Acrylfarben bemalt. So ergibt sich eine neuartige 3D-Kulisse.

Fips unterbricht Oma immer dann, wenn sie vorschlagen möchte, was vielleicht ein schöner Wunsch sein könnte. Dadurch entsteht eine Vorlesesituation, in der sich die Kinder aktiv beteiligen können. Durch einen Blick auf die Bilder können die Kleinen Omas Sätze vervollständigen. Bei uns wird so jedes Mal mit Begeisterung laut „mitgelesen“.

Bei meinen Großeltern gingen die meisten meiner Wünsche in Erfüllung. Und dabei waren in der Rückschau gar nicht die materiellen Dinge das, was mir in Erinnerung bleibt, sondern die Reisen, auf die mich die beiden mitgenommen haben. Mit 12 Jahren ging es nach Berlin, in den nächsten Jahren folgten Hamburg, Rom, Wien, Budapest, Venedig, Barcelona und Paris. Dabei kann ich nicht mehr genau sagen, was wir alles auf dem Forum Romanum, dem Eiffelturm oder in den einzelnen Museen gesehen haben. Aber viele Kleinigkeiten, die uns für immer verbinden und auch heute noch für große Lacher zwischen uns sorgen, vergesse ich nicht: Wie Opa einmal fast beim Münzen-über-die-Schulter-werfen in den Trevi-Brunnen gefallen wäre und wir bei jeder Gelegenheit um eine große Tüte Lakritz gewettet haben. Oder wie er mit Händen und Füßen in einem Budapester Keller-Restaurant einen Geiger für uns an den Tisch gebeten hat, der so laut und dramatisch für uns gefidelt hat, dass wir alle vor lauter Lachen kaum essen konnten und das Ganze durch unser völlig falsch verstandenes Prusten nur noch schlimmer gemacht haben. Oder Oma, wie sie – immer mit einer Tasche voller Karamellbonbons über der Schulter – uns bei jeder noch so unmöglichen Situation dabei geholfen hat, Opa einen Streich zu spielen, aber selbst auf gar keinen Fall fotografiert werden wollte, damit bei potentiellen Urenkeln kein falscher Eindruck entstünde.

Ich bin ihnen sehr dankbar. Und bin so gerührt von diesem kleinen feinen Buch, das mit seinen schlichten, aber dennoch unter die Haut gehenden Installationen genau das trifft, was ich im Rückblick fühle!

Antje Damm Der Wunsch Moritz, ab 3 Jahren, erschienen am 9. Februar 2022, 978-3895654244