Verhängnisvolle Versuchung: „Nüsse haben kurze Beine“

Eichhörnchen Ekki und Rabe Knips essen für ihr Leben gern Nüsse. Da ist natürlich die Versuchung groß, als eines Tages ein ganzer Korb voller Nüsse vor ihrer Nase steht. Ekkis Mutter ist nur mal kurz aus dem Haus und die beiden wollen eigentlich auch nur eine eiiiiiinzige Nuss naschen. Und obwohl Knips skeptisch ist, werden daraus dann ein paar mehr. Als Ekkis Mutter zurückkommt und sich fragt, wo die Nüsse geblieben sind, kommt ihrem Sprössling blitzschnell eine gemeine Lüge über die Füchsin Hasel über die Lippen. Und nicht nur das! Plötzlich droht auch Ekkis Geburtstagsfeier ins Wasser zu fallen…

Das Bilderbuch zeigt ziemlich gut, welche weitreichenden Konsequenzen es mit sich bringt, wenn man nicht zu seinen Fehlern steht. Dass Ekki und Knips der Versuchung erliegen, mag noch halb so schlimm sein. Aber hartnäckig jemand anderen zu beschuldigen, der mit der Sache gar nichts zu tun hat, das lässt sich nicht so einfach aus der Welt räumen. Genau das muss Ekki am eigenen Leib spüren. Denn wo keine Nüsse sind, da kann es auf seiner Geburtstagsparty auch keine Nusstorte geben.

Rabe Knips ist im Bilderbuch das personifizierte schlechte Gewissen, das Ekki im Nacken hängt. Möglicherweise spricht er auch den kleinen Lesern aus dem Herzen, von denen einige vielleicht auch ein bisschen Sorge haben, dass die Eichhörnchenmama böse sein könnte.

Die Botschaft, die das Buch transportieren möchte, wird hier (meines Erachtens mit etwas zu erhobenem Zeigefinger) ausgesprochen. Es geht vor allem darum, den kleinen Lesern zu vermitteln, dass Ekki seinen Fehler auch wirklich einsieht, daraus lernt und nicht nur seiner Mutter zu Liebe Besserung gelobt. Das verspricht er auch seinem Freund Knips: „(…) wenn wir das nächste Mal einen Korb mit Nüssen finden, lüge ich nicht, sondern sage, dass wir sie aufgegessen haben.“ Am schönsten ist jedoch, dass die Füchsin Hasel Ekki am Ende mit einer besonderen Geste und beinahe stillschweigend die gemeine Lüge verzeiht.

Die Illustrationen passen perfekt zum Text. Es gibt keine überdrehten Figuren oder wilde Farbexplosionen. Die liebevoll gezeichneten Nussliebhaber, die auch auf den Innenseiten des Einbands wie in einer Ahnentafel vorgestellt werden, brauchen das auch nicht.

(Werbung, unbeauftragt, Rezensionsexemplar)

Benas Berantas und Vilija Kvieskaite Nüsse haben kurze Beine ab 3 Jahren, Magellan, erschienen am 17. Juli 2019, 978-3734820649