Geschnatter am Beckenrand: „Schnabbeldiplapp“ von Günther Jakobs

Schwan Henry hat den perfekten Sommertag erwischt: Die Sonne scheint und ein kühler See ist in Sicht. Plötzlich entdeckt er am Ufer eine Ente, der so gar nicht nach Schwimmen zumute ist. Emil hat regelrecht Angst davor ins Wasser zu gehen. Weil er sich partout nicht dazu bringen lässt, es einmal mit dem Schwimmen zu versuchen, fährt Henry mit ihm kurzerhand ins Schwimmbad. Schnabbeldiplapp! Es wäre doch gelacht, wenn man einer Ente nicht das Schwimmen beibringen könnte. Die Umsetzung von Henrys Idee ist dann aber doch um einiges anstrengender als gedacht, aber sie funktioniert…

Der Text scheint auf den ersten Blick bei all der Fülle von beeindruckenden Illustrationen gar nicht notwendig zu sein. Allerdings legitimieren die schnellen Dialoge zwischen Henry und Emil á la „Nein!“ – „Doch!“ – „Nein!“ – Doch!“ die schöne Wortneuschöpfung Schnabbeldiplapp.

Die Illustrationen sprechen vor allem durch die zusätzlich eingeblendeten Bildsequenzen auf den Doppelseiten für sich. Aufgebaut sind sie wie ein Daumenkino, bei dem man aber alle Bilder gleichzeitig vor Augen hat. Henry müht sich auf ihnen beispielsweise damit ab, Emil einen Sprung vom 1-Meter-Brett vorzuführen. Und der kleine, aber immer süß dargestellte Frechdachs hat nichts anderes zu tun, als verschmitzt hinter vorgehaltenem Flügel darüber zu kichern. Als Emil dann plötzlich (ohne es selbst zu merken) doch schwimmen kann, möchte er gar nicht mehr damit aufhören. Müde ist am Ende nur Henry.

Die zahllosen Details runden den tollen Gesamteindruck ab: Badelatschen und Badehaube für Henry, Schwimmflügel für die anderen kleinen Schwimmanfänger und eine riesige Taucherbrille für Angstente Emil. Und sein herzzerreißendes Buhuuuuuu am Ende des Buches haben Eltern dabei sicherlich sehr lebhaft vor Ohren. Trotzdem möchte man Emil als Erwachsener permanent die Federn zerstrubbeln und ihm zurufen: Na komm, morgen springst du dann vom 10-Meter-Turm!

Genau so ein Buch wie dieses hätte ich als Kind gerne gehabt! Ich selbst habe mich nie länger als nötig im Schwimmbad (im Wasser!) aufgehalten und zum Glück war die häusliche Badewanne immer überschaubar mit Wasser gefüllt. Aber Tauchen im Schwimmunterricht??? Furchtbar! In der Reihe der Schüler, die als nächstes zum Beckengrund tauchen sollten habe ich mich wiederholt hinten angestellt – für den Ernstfall mit einer überdimensional großen Taucherbrille ausgestattet habe ich die anderen Kinder liebend gerne „vortauchen“ lassen. Das blieb natürlich nicht unbemerkt und auch nicht ohne nasse schwimmpädagogische Konsequenzen! Die gute Nachricht: Ich habe dieses kleine Trauma überwunden. Trotzdem werden selbst heute noch schwimmerische Ambitionen meinerseits gerne von Anderen mit Anekdoten aus der guten alten Hallenbadzeit garniert. Ach, was soll`s: Ich bleibe gerne eine „Bleiente“, aber einen Henry an meiner Seite hätte ich damals sicherlich sehr zu schätzen gewusst!

Also, kein großes Schnabbeldiplapp, sondern einfach nur schwimmen… äh, lesen!

Schaut euch doch auch das Interview von Lütte Lotte mit Günther Jakobs an – ihr könnt dort im Video sehen, wie die Illustrationen entstanden sind!

Günther Jakobs Schnabbeldiplapp – Ein wasserscheues Bilderbuch ab 4 Jahren, Carlsen, erschienen am 28. April 2017, 978-3-551-51508-7

(Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar erhalten)