Ein Einhorn spricht ein Machtwort: „Das Neinhorn“

NEINhorn, WASbär, NahUND und KönigsDOCHter? Wer oder was soll das sein? Hat sich da jemand vertan? Nein! Okay, es ist kompliziert. Am besten, wir fangen von vorne an:

Ein kleines Einhorn lebt mit seiner Familie im lieblich glitzernden rosaroten Herzwald. Und obwohl es von seiner Großfamilie ganz rüüüüüührend umsorgt wird, motzt es den lieben langen Tag. Was gehen ihm alle nur so auf den Keks? Wieso in aller Welt soll er bitte auf einem funkelnden Regenbogen rutschen, glasierte Äpfel lutschen, durch einen warmen Wasserfall flutschen oder im Seifenblasensee herumwutschen? Puh, da ist es echt eine Erlösung, als es endlich mal rauskommt. Es trifft den schwerhörigen WASbär, den gleichgültigen NahUND und die KönigsDOCHter, die einen zugegebenermaßen mit ihren Widerworten echt in den Wahnsinn treibt. Na, ist das nicht eine vielversprechende Truppe?

Genau wie dem NEINhorn waren mir die Reime zu Beginn auch viel zu viel Puderzucker. Zum Glück ist mir aber recht schnell klar geworden, dass die Reime bewusst so furchtbar klebrig daherkommen. Umso charmanter ist dann die Stelle, an der dem Neinhorn endlich mal lauthals der Kragen platzt. Jeder will was von ihm und dann auch noch dieses furchtbare Gereime. Recht hat es! Nieder mit der Einhornhysterie! Und dann wird’s einfach nur witzig, witzig, witzig. 

Meiner Meinung nach ist das Buch aber entgegen der Verlagsempfehlung nichts für Dreijährige. Wer wirklich was vom Buch haben will, sollte den Wortwitz auch schon auskosten können. An den Kleinen geht er mit Sicherheit vorbei. Aber sich gemeinsam nur die Bilder anzuschauen und eine nacherzählte Story zu basteln, wäre ja trotzdem schön.

Ich hatte ein bisschen Sorge, dass am Ende die platte Moral à la „Man darf eben auch mal nein sagen“, „Jeder kann machen, was er mag“ oder „Wenn man sich streitet, muss man sich auch wieder vertragen“ kommt. Super, dass der Autor nicht nur nicht den pädagogischen Zeigefinger rausholt, sondern auch noch sagt, dass er das total ätzend findet: „Falls du gerne eine Moral hättest, dann denk dir einfach selbst eine aus.“

Statt einer Moral gibt es dann am Ende noch vier lustige Seiten mit weiteren Tieren. Zugegeben sind das die vier, die mir dann doch am besten gefallen haben. Was haltet ihr zum Beispiel vom „Musspferd“, das ziemlich dringend Pipi muss, vom Angebär, dessen Onkel Karate kann oder dem völlig erschöpften „Pausenfüßler“?

(Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar)

Marc-Uwe Kling Das NEINhorn ab 3 Jahren, Carlsen, erschienen am 5. Oktober 2019, 978-3551518415